Interview: DJ Fangkiebassbeton

Donnerstag, 6. Dezember 2001 13:35 Uhr
Beitrag in News von Daniel 868

Du preist Dein Album als „Original Handarbeit“ an. Heißt das, dass Du alles in einer Art Live-Session zusammenmixt, -scratcht und dabei mitschneidest oder wird danach – abgesehen vom Mastering – digital etwas nachgeholfen?

Ich fange an die Samples zu suchen die ich im Kopf habe, dann baue, bzw. schneide an meinem Mehrspurgerät einen zirka zehnminütigen Loop, mixe live Sounds, Beats und Scratches dazu und übe erst einmal. Wenn ich etwas gefunden habe, was mir gefällt, sodass es auch von Geschwindigkeit und Klang passt, mixe ich das auf den Loop und nehme das gleichzeitig auf.

So entstehen nach und nach mehrere Spuren. Dann probiere ich Varianten der Spuren untereinander und schneide hier und da was raus, oder füge wieder etwas ein. Wenn das Gerüst, bzw. der Track steht, erarbeite ich die Effekte die (wenn überhaupt) darüber laufen sollen. Die Samples sind alle von Hand per Plattenspieler eingespielt und von der Geschwindigkeit und Tonlege her angepasst. Alle Scratches sind live eingespielt und nicht gesampelt (das wäre ja auch arm!!!). Manchmal kommt es vor, wie bei dem Stück „Im Park“, dass ich eine Session von 5-6 Stunden mache und ein Track entsteht, der dann nicht mehr verändert wird!

Deswegen „Original Handarbeit“. Keine Rechner, kein sampeln von CD, kein sampeln mit Samplebearbeitung mit Hardwaresamplern, höchstens von Videofilmen. Die haben nämlich annähernd eine Soundqualität wie alte Scheiben. Das kommt allerdings äußerst selten vor.

Woher holst Du Dir die Inspirationen, Ideen und das Material für Deine größtenteils recht skurrilen und interessanten Einspielungen, wie zum Beispiel bei „Schallplattenapparat“ oder „Chinamann 2001“?

Nun, Ich stöbere viel auf Flohmärkten. Da besonders in den Kisten, die an normalen Ständen ganz unten stehen. Meistens liegen da dann noch Comic-Hefte oder alte Stiefel drauf. Da finde ich meine schrägsten Platten.

Ich versteife mich aber beim Suchen nicht, sondern öffne mich für Alles. Volkmusik, Schlager und Countrymusic gehören genau so dazu wie Klassik, Hiphop, D’n’B und Stereoanlagen-Testplatten etc.. Die skurrilen Einspielungen entstehen durch Probieren – „Was ist möglich“ und „Was funktioniert noch“. Die skurrilste Mischung ist da sicherlich das Stück „Marmeladensitzung“ (Jam-Session auf gut Englisch). Da vermischt sich Schlager mit Acid-Jazz, Jazz, Funk, Kinderliedern und indonesischer Volksmusik.

Das zeigt, dass Musik, egal welcher Herkunft und Spielart, auf irgend eine Weise zusammen funktioniert. Das ist mein Vorgehen und gleichzeitig auch meine Inspiration. Natürlich habe ich auch Inspiratoren wie Kid Koala, Cold Cut, DJ Shadow, DJ Krush, DJ Stix, Aphex Twin, DJ Walley, Flanger, Herbalizer, Boom Boom Satelites, Vadim etc. Das würde aber jetzt zu lange dauern, das alles aufzuzählen. Inspiratoren sind auch viele Funk-, Jazz-, und Soundtrack-Geschichten und vor allem, was das Sampeln angeht: die guten alten Hörspiele!

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