MELT! 2006 – Wir waren dabei
MELT! 2006. Und wir waren dabei. Don Quichote und sein treuer Begleiter Sancho Panza ritten am letzten Freitag in ein wahrlich heißes Abenteuer. Aus Norden und aus Süden kommend verfehlten wir uns nur um Stunden, was den Nachteil hatte, dass ich mich für fast eine Stunde an den Presse-Akkreditierungsstand anstellen musste, bevor ich das neckische Bändchen endlich hatte. Ich war fast soweit ein normales Ticket kaufen zu gehen, war dann aber doch zu geizig. Also warten.
Nach besagter Stunde war mir ordentlich warm, die treuen Begleiter hatten sich auch eingefunden und gemeinsam trabten wir zum Zelt-Aufbauplatz der Wahl. Gefühlte Entfernung : 1.000 km. Unregelmäßig düsten stets mit schwitzenden Campern voll beladene Busse an uns vorbei und wir freuten uns über jedes Gramm, das wir nicht eingepackt hatten. Na ja, kurz gesagt, wir mussten den ganzen Weg noch mal gehen, weil irgendwelcher Krempel noch im Auto lag. Spitze.
Aber dann, nach Zeltaufbau und Taschenverpackung inklusive erstem entspannten Getränk + Sportzigarette ging’s endlich los, auf in die CITY OF STEEL, zu den BIG WHEELS, hinein nach FERROPOLIS. Oder kurz : zum Melt. Auch hier waren wieder einige Meter zu Fuß zu bewältigen, aber was soll’s. Die Location bestand aus zwei großen und einer kleinen Bühne, einer kleineren Halle und dem überaus reizenden „Sleepless Floor“ mit Sandstrand-Ambiente und Beach Bar.
Der Floor war aber nur tagsüber offen, wenn alle anderen sich ausruhten. Freitag fing’s erst mal ruhig an … zu ruhig für mich, zumindest was das heiß erwartete „Singing DJ Set“ von Erlend „Orlando“ Oye anging. Als er die Platten noch selbst aufgelegt hat um dann drüber zu singen, da war’s noch geil … beim Melt allerdings spielte Phonique ruhige Instrumentalplatten, über die der ehemalige King of Convenience und Royksopp – Kollaborateur mit stets gleicher Stimme sang oder auch mal redete. Na, er ist schon cool, aber das war irgendwie nix. Später dann spielten Hell und Miss Kittin die Musik, die man von Hell und Miss Kittin erwarten würde, aber das nicht schlecht. Auch wenn das Publikum mir mit stellenweise randberliner Benehmen zusehends auf den Sack ging war die Musik gut. Ich habe gehört, dass später, tief in der Nacht bei Deichkind die Bühne gestürmt wurde. Ich war nicht mehr da, aber das würde zu den Hamburger Chaoten gut passen.
Den Rest der DJs und Bands kann ich aus Gründen hier nicht mehr genau den einzelnen Tagen und Stunden zuordnen, aber was mir gut gefallen hat war Jamie Lidell, der mal klar gemacht hat, welcher kreative Unterschied zwischen einem DJ und einem Liveact stehen kann. Human Beatbox at it’s best! Empfehlung. Der Samstag wurde natürlich von den Headlinern beherrscht, von denen das Melt 2006 einige zu bieten hatte. The Streets, Nightmares on Wax, The Editors, Aphex Twin und Dominik Eulberg sind Namen, die in dieser Dichte und Zusammenstellung selten auftreten.
Das spricht aus zwei Gründen für das Meltfestival – zum Einen weil die Veranstalter es schaffen, Leute an den Start zu bringen die man sonst nicht so häufig hört und zum Anderen weil es das Festival schafft, Fans der Editors mit Freunden Rotbauchunke gemeinsam zum abgehen zu bringen. Die Techno-Szene war von Anbeginn unter anderem von Toleranz und Vielseitigkeit geprägt, und wem das in den letzten Jahren verloren gegangen zu scheint, der konnte beim Melt sich eines besseren belehren lassen. Toleranz und Vielseitigkeit war anscheinend auch das Motto der Bühnenshow von Aphex Twin, als plötzlich sechs Rollstuhlfahrer auf die Bühne kurvten und sich mit Bällen bewarfen. Na, da war schon der ganze Fan gefordert um das zu verstehen. Ich war dann erst mal wieder am Zelt. Als ich zurückkam, waren gerade Nightmares on Wax auf der Bühne und ich war wieder dabei. Später fanden wir Ellen Allien alle zu monoton und wankten im Mondenschein entlang der Küstenlinie zurück zum Schlafplatz.
Wer nun dachte, das wär’s gewesen, der irrt. Denn – glücklicherweise – hatte der Sleepless Floor auch am Sonntagnachmittag noch offen und ich glaube, die haben bis Montag nicht mehr geschlafen. Wie tänzelten also los, die Sonne knallte von einem strahlend blauen Himmel und wir nutzten die Zeit, Daheimgebliebene und Party-Fremdgänger mit einer dezenten MMS hübsch neidisch zu machen. Es war, ohne Übertreibung, geil. Sand unter den Füßen … völlig verpeilte, aber nette Menschen um Dich herum … und deep groovende Afterhourmucke aus den Boxen.
Zwei Sachen haben wir von dort mitgenommen: eine dicken fetten Sonnenbrand, und das Gefühl eine richtig dicke Party erlebt zu haben, die auch noch bis Montag hätte dauern können. Aber unsere Pferde wurden unruhig und Reisende soll man nicht aufhalten. Also brachen wir gegen 15 Uhr unsere Zelte ab und verschwanden in einer staubigen Wolke aus Musik und Bildern…
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