PopUp 2010 Nachlese – Denis Jones
Ein Typ sitzt auf der Bühne. Wildwuchernde Barthaare verdecken sein Gesicht. Er wirkt unscheinbar, greift nach der Akustikgitarre, die neben ihm lehnt. Plötzlich spürt man die faszinierende Aura des Engländers, starrt mit offenem Mund und von mindestens einer Schicht Gänsehaut überzogen in Richtung Bühne, als er zu singen beginnt. Die herrliche Stimme erhellt den Raum und diesen Überraschungsmoment nutzt Denis Jones: Er aktiviert seine Technik.
Aus eigenen Stimmfetzen und Beatbox-Sounds bastelt er on-the-fly Klangschleifen. Er loopt und hallt Sounds, verzerrt sein Instrument und macht auch vor seiner eigenen Stimme nicht Halt. Der Bärtige wird zum Orchester und zieht mit seiner Show die zum Bersten mit Menschen gefüllte Halle D in seinen Bann. Sein von einer am Mikrofon angebrachten Mini-Kamera übertragendes Konterfei schmückt eine Leinwand direkt hinter ihm. Die anamorph wabernden Videoschnipsel harmonieren mit der Musik.
Ein ständiges Hin und Her zwischen reinen Gesangspassagen und bewegungsreichen Soundmanipulationen, die Jones‘ gut halbstündigen Auftritt rasend vorbeiziehen lassen. Ohne Zugabe verschwindet er mit seinem Stuhl hinter die Bühne, Technik und Leinwand sind rasch abgebaut und zurück bleibt ein verzücktes Publikum, dass immer noch nicht richtig begreifen will, wie ihm geschehen ist.
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