Sputnik Turntabledays Halle 2007 – Freitag und Samstag

Dienstag, 29. Mai 2007 13:18 Uhr
Beitrag in Partyreview von Robert 217

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Donnerstag abend werde ich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mit zu den Sputnik-Turntabledays zu fahren. Ein Platz auf der Gästeliste wäre noch für mich frei. Kurz nach dem Line-Up gesuchen und dann zugesagt, da sich doch der ein oder andere ernst zu nehmende DJ finden lässt.

Der Club in dem wir Festivalbändchen bekammen wurde schnell gefunden, das Festivalgelände dagegen erst nach unzähligen Passantenkonsultationen und Wendemanövern. Der Regen hat nachgelassen und wir freuten uns, die Zelte trocken aufbauen zu können. Aber wo?  Der Zeltplatz ist halb zehn bereits hoffnungslos überfüllt. Wir suchten ewig nach einem Platz, an dem wir drei Zelte aufbauen können und fanden dann doch noch etwas. Abstand zu den Nachbarn: 10-50 Zentimeter. Später wurden noch irgendwo zwei provisorische Zeltplätze eröffnet. Wenigstens können die sanitären Anlagen glänzen. Ausreichend WCs satt der sonst üblichen ToiTois und es gibt sogar reichlich Duschen mit meist warmen Wasser.

Es fing wieder an zu regnen und wir zogen uns erst mal ins Zelt zurück. In der ersten Nacht war das Festivalgelände geschlossen. Dafür sind etliche Clubs in Halle offen und es gab einen Busshutle. Allerdings war ein Platz in diesem zwischen 11 und 2 Uhr nur mit einstündiger Wartezeit im stömenden Regen zu erreichen. Ein Bus für mehrere Tausend Camper ist doch zu wenig. Die meisten von uns blieben auf dem Gelände. Als eine nervraubende Entscheidung stellte sich dies heraus: Um uns herum jede Menge hochgradig betrunkener (meist) männlicher Mitmenschen, die so tolle Sachen wie „Du hast die Haare schön“, „So ein Tag so wunderschön wie heute“ oder „Gummibären, hüpfen hier und dort und überall…“ gröhlten. Das ganze verstummte erst morgens um 8. An Schlaf war kaum zu denken.

Wir mussten zeitig aus den Schlafsäcken und es ging zum MDR-Studio. Hier legten Jens Hansky und Li:bell im Rahmen des Festivalradios je eine Stunde auf. Die Atmosphäre im Studio war sehr locker und die Musik der Tageszeit angemessen: deeper Minimal. Manch ein Zuhörer rief gleich an und wollte ein Date mit dem DJ… Nach Libell kam ein DJ mit etwas, was wir noch öfter hören werden: DiscoHouse aus der untersten Schublade. Muss man heutzutage eigentlich noch ein Set aus Hits von 2000 bis 2005 zusammenstellen?

Zurück auf den Zeltplatz und grillen. Nach einer Stunde war der Grill endlich heiß aber es kommen zwei extrem unfreundliche Securities und verlangen, dass wir aus Brandschutzgründen (20 Liter Regen in der Nacht!) zum Grillpunkt umziehen. Also mit dem glühend heißen Grill 200 Meter weiter in ein eingezäuntes 30 Quadratmeter großes Stück Wiese umgezogen, um da zu grillen. Einfach nur unsinnig sowas. Da saß man zwischenzig anderen Grillern im naßen Gras und ist sein Würstchen.

Bier und Ketchup stehen natürlich noch am Zelt. Am nächsten Tag probieren wir es mit Grillen auf Vorrat und essen nachher am Zelt die kalten Steaks. Festivalatmosphäre kommt so nicht auf. Auch nicht bei der Musik, die alle um uns plazierten Zelte so den lieben langen Tag hören und uns damit aufnötigen. Von Uralt-Trance (RMB – The Spring) über aktuellen Dance (Put your Hands up for Deroit [was für ein Hohn dieses Lied!]) bis zu Thunderdome ist alles dabei. Nur leider nicht ein Track der mir nur ansatzweise zusagt… Ein Rush-Set war noch das erträglichste. Die Stimmung sinkt und unser Alkoholpegel muss fast zwangsläufig steigen, um nicht zu verzweifeln. Gott sei Dank ist bald Abend und wir können aufs Festival.

Halb 10 geht´s auf´s Gelände und wir bleiben gleich auf der Open Air Stage hängen. Kook & Roxy ist eine Electro-Punk-Band von der ich nie was gehört habe, die aber einen mitreißenden, kreischenden Sound spielte. Sehr festivaltauglich! Danach Client als Electronica Live Act. Viel langsamer und düsterer und damit nicht wirklich passend. Eher etwas fürs Wohnzimmer als zur Einstimmung auf eine Festivalnacht. Wir versuchten es in einem der beiden schon geöffneten Zirkuszelte. Aber es war nicht auszuhalten… Le Tompé mit der ganz alten Disco-House-Leier und der Nachwuchs-Contest-Gewinner Wacky D. mit einer Mischung aus Jahrmarktstechno und Dance. Uns wurde langsam klar, in welche Richtung das Festial lief. Na gut – was vom MDR, geht wohl an die Masse – egal wie…

Also zurück zu unseren Zelten und aus lauter Langeweile da versucht den Festival-Runing-Gag „Heeelga!“ zu etablieren. Es klappt halbwegs gut. Später ein weiter Versuch aber Digitalexx brachte auch nichts anständiges zu Gange. In wilder Abfolge kamen TechHouse, ElectroHouse und Minimalplatten. Kein Konzept im Set und daher wieder zum Zelt. Vier Stunden nach dem ersten vernünftigen Act, kam dann mit Toni Rios endlich mal wieder etwas Hör- und Tanzbares. Er begann mit ruhigen Technoplatten und wurde dann langsam etwas derber und elektonischer. Kowalski fiel leider aus, da man ihm Technik gestohlen hatte. Schade. Als nächstes Richard Bartz. Auch er begann mit eher langsamen aber schiebendem Techno. Obwohl die Musik jetzt endlich ein gutes Niveau erreicht hatte, musste ich passen und mich in meinem Schlafsack wieder von den Nachbarn vollgröhlen lassen.

>>> sputnik.de

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