Archiv: September, 2009

Dreher & Smart «Wandertag»

Freitag, 25. September 2009 15:36 Uhr
Beitrag in Tonträger von Daniel 180

Es gibt sie noch. LIVE-Acts, die scheinbar unter dem Mantel des Minimalismus durch die Clubs marodieren und dort dem Publikum dann kein einschläferndes Geplucker vorsetzen, sondern anständigen nach vorn gehenden Techhousesound. Dreher & SMart können sich diese Brosche stolz anheften.

Zugegeben, etwas misstrauisch ist man schon geworden, angesichts des Schrotts, was einen tagtäglich als Promo erreicht. Die Freude an der Sache verliert man dabei jedoch dank solcher Perlen, die immer mal wieder in der Mass aufblitzen, nicht. Wäre auch zu schade, denn der LIVE-Mitschnitt des Elektronika-Duos auf dem Fusion Festival ist ein Kleinod. Anfangs noch etwas matt, heizt sich das aus 13 Titeln bestehende Set doch noch auf eine angenehme Betriebstemperatur, hat (logischerweise und selbstverständlich) auch ein paar Pluckermomente, die aber, bevor sie zu langatmig werden, umschwingen. Zu neuen Sounds oder gleich einem neuen Tracks. Diese bleiben abwechslunsgreich und haben für Freunde schräger Pfeif- und Quitschereien auch das noch mit verbaut.

Manchmal sind die Übergänge nahtlos, ein anderes Mal hört man sie wieder. Wie ein Schwungrad an einem kleinen Kinderspielzeug, dass energiereich und periodisch immer wieder  seine hohe Drehzahl erreicht, um kurz danach wieder runterzudrehen. Man merkt, dass es ein LIVE-Album ist und auf Tanzbarkeit und einen deutlich wellreichen Spannungsbogen geachtet wurde. Als einzelne ausgespielte Stücke auf einem Album hätten Tracks wie «Der Hochstand», «Schnipseljagd» oder «Abenteuerspielplatz» nicht solch eine magnetische Wirkung. Der LIVE-Mitschnitt war da eine gute Wahl.

>>> myspace.com/drehersmart


Martin Eyerer & Benno Blome «Pianoroll Remixes»

Donnerstag, 10. September 2009 15:34 Uhr
Beitrag in Tonträger von Daniel 174

Jetzt hat sich mal jemand dem Pianoroll angenommen. Die vor geraumer Zeit von Eyerer und Blome veröffentlichten Tracks waren ja nicht gerade die Wucht. Da war nur wenig Talent nötig, um das besser zu machen. Gott sei Dank, war mit den Remixen nun jemand am Werk, der mehr Ahnung hat.

Der Audioflyer „Twinkle“ Edit beginnt holprig, doch bevor man Schlimmeres befürchtet, geht es dann doch richtig los. Der Beat und das Piano passen diesesmal im Großen und Ganzen zusammen, sind dynamischer, mitreißend und im Umgang miteinander auf alle Fälle sehr viel harmonische, als es das Original war.

Der Ramon Tapia Remix hat neben dem Piano-Theme noch eine minimale Pluckerbassline, die sich nach geraumer Hörzeit eher in der Deephouse-Ecke wohlfühlt. Passt (bis auf den ravigen Discohouse-Break mit unkonventionell peinlich schlechtem Tonhöhenmodifikation) ganz gut in housige Sets, dürfte jedoch gegen den amerikanisch und britischen Jackin‘-Jazzy-House, an den es sich stilistisch stark anlehnt, keine Chance haben.


Berlin Calling – DVD

Donnerstag, 3. September 2009 13:59 Uhr
Beitrag in Buch & DVD von Daniel 177

Pünktlich ein Jahr nachdem er in deutschen Kinos seine Premiere feierte und mitunter noch in diversen Lichtspielhäusern gezeigt wird, erscheint am Montag «Berlin Calling» rund zwei Monate vor seinem Kino-Start im europäischen Ausland (Spanien, Italien, Niederlande, Belgien) hierzulande auf einem dicken Doppel-DVD-Set.

Die Handlung der Tragikomödie um den von Paul Kalkbrenner verkörperten drogenabhängigen DJ Ickarus dürfte allgemein bekannt sein. (siehe auch: Paul Kalkbrenner in “Berlin Calling”- Techno-Tragikomödie von Hannes Stöhr). Interessant sind die Zugaben auf den DVDs, die den Namen Features wahrlich verdient haben. Denn neben den üblichen Making Ofs, Musikvideos, Trailern, Teasern und Fotos ist eine ganze Parade an gelöschten Szenen, Bonusclips und Outtakes vorhanden.

Dazu kommt noch jede Menge Extramaterial aller Drehorte (z.B. Bar 25 und Maria am Ufer, Welcome To The Future Festival Amsterdam), Interviews mit Regisseur und Schauspielern sowie alle (!) Clubszenen und LIVE-Gigs, die im Film vorkommen. Ungeschnitten und in voller Länge. Hätte nur noch das Album als Dreingabe gefehlt, aber das wäre dann doch zu unverschämt. Alles in allem eine nicht nur wegen des Films empfehlenswerte DVD.


LLoudd «Superbomb / Never No»

Donnerstag, 3. September 2009 07:19 Uhr
Beitrag in Tonträger von Daniel 134

Yes. Superkaufempfehlungen kann man selten so in vollem Vertrauen und besten Gewissens geben. Mit «Supermomb» und «Never No» legen die beiden Stuttgarter Produzenten Vladimir Corbin und Michael Cores zwei anständige Knaller vor. Obwohl. So genau stimmt das ja gar nicht. Die Originaltracks sind noch etwas lahm und unterkühlt. Sie klingen zu isoliert für eine professionelle Produktion und entfalten ihre nicht abzusprechende Wucht und Funktionalität erst auf großen Clubanlagen mit aufgedrehtem Bass und Gain. Ein bisschen mehr Feilen hätte den Tracks gut gestanden.

Die Tracks, die einen dann aber komplett wegpusten, sind die Remixe. Allen voran Marcel knopf, der ja bei Mo’s Ferry schon so einige Bretter im Output hatte, die bei mir immer noch jede Tanzfläche knacken. Diese Platten bekommen jetzt mit seinem Remix von «Never No» Zuwachs. Grundzutaten wie peitschende Hats und wuchtige Claps sorgen bei dem Techhouse-Teil schon für gute Voraussetzungen. Da muss der Rest gar nicht mehr so passen. Tut er aber, obwohl zur Mitte etwas zu viel Sounds, macht die Retro-Acidline, die sich von unten so langsam heranschiebt, dann doch wieder alles wett. Und das in einem so funky Teil von Musik. Passt.

Der Robin Hirte Remix von «Supermomb» lässt erst gar nichts anbrennen. Hier geht von Beginn bis Ende die Post ab. So hartnäckig in Bassline und Hook, dass es auch bei Trance-Freunden ankommen dürfte. Ein energisches Ravetool, was auch Marek Bois nicht unbeeindruckt ließ. Sein Mix hat etwas mehr Understatement, übertreibt es aber nicht und bleibt seinem Style treu: Dicke Bassline und solides Rhythmusgerüst, welches sich elegant in verspielt harmonische Sounds ergießt ohne unbedingt seiner Energie abkömmlich zu werden.


Fagget Fairys «Feed The Horse»

Mittwoch, 2. September 2009 11:06 Uhr
Beitrag in Tonträger von Daniel 163

Fagget Fairys – kein Act aus Kopenhagen ist derzeit angesagter. So steht’s in der Pressemitteilung. Ich kann diesem Sound des weiblichen Produzenten-Duos (Sensimilla und Ena) jedoch nichts abgewinnen. Electroid surrende Sounds von britisch, quirlig rotzigem Mädelgesang dominiert. Diese anstrengende Musik hatte in der Electroclash-Zeit sein Zuhause und soll dort bitteschön auch bleiben.

Was vor einigen Jahren noch mit Rock und Bandattitüde kombiniert und bei diversen Labels wie Lado oder Disko B. im Releasekatalog herumschwurbelte, ist für mich mittlerweile abgegessen. Auch wenn die Fagget Fairys einiges an Grime und Dubstep eingeknetet oder auch brassige Balkansounds untergemischt wurden, sobald der (Sprech-)Gesang einsetzt, ist für mich der Ofen aus.

Oben angekommen ist die Mischpoke trotzdem, denn nach den jahrelangen Huldigungen des sich in gebückter Stellung hinter den Plattenspielern verschanzenden DJs, dürstet das Publikum mittlerweile mehr denn je nach Show, Exstase und Bands zum Anfassen. In dieser Hinsicht also alles richtig gemacht und als DJ-Ware ist das Album «Feed The Horse» auch nicht ganz unnützlich. Durchgehendes Anhören aller neun Tracks jedoch? Nicht mit mir, Freunde. Es sei denn, es tauchen mal ein paar Instrumentalversionen der Titel auf…

>>> myspace.com/faggetfairys


Noiseshaper «Satellite City»

Mittwoch, 2. September 2009 10:18 Uhr
Beitrag in Tonträger von Daniel 153

Mit Noiseshaper kommt ein Stückchen Musik nach Deutschland, das schon nach dem ersten groben Reinhören einen enormen Spagat zwischen Retro-Sounds, elektronischen Klängen und Reggae-Dub schafft. Die in London ansässige Band dürfte Vielen eher von Festivals bekannt sein und ist selbst schon seit zehn Jahren aktiv. Mit Ihrem neuen Album «Satellite City» ist der Sound nicht nur erwachsener und reifer, sondern auch vielschichtiger und näher am Publikum angekommen.

Das Erste, was auffällt ist der starke Bezug zu vergangenen Musikhypes. Da schnipsst Deephouse mit Basslines der FrenchHouse-Ära durch die Tracks oder erinnert mit «We Rock It» (nicht nur wegen der Vocals) so stark an Dr-Alban-Sound, dass man den Guten direkt vor sich sieht. Das wirkt aber nicht plump und einfallslos, sondern übt einen besonderen Reiz aus und lässt die Musik eher elitär erscheinen.

Selbst bezeichnen sich Noiseshaper als Vertreter des Soul Dub. Ich würde dennoch eine andere Einordnung bevorzugen: Electronic Reggaedub; wennauch sich Schubladendenken generell verbietet. Für die Tanzfläche sind die zehn Tracks nur bedingt geeignet, sie dürften erst live dargeboten ihre wahre Energie entfesseln. Zum puren Ahören sind sie dennoch passend, denn trotz ihrer Dichte bleiben sie Songs schmeichelhaft, unaufdringlich und weich.

>>> noiseshaper.net