Maschinenkrach gegen die Wirtschaftskrise
Am vergangenen Samstag bäumte sich die Porzelline Freiberg mit einem sehr mutigen Lineup auf: Lasst die Maschinen krachen! Maschine Noise war angesagt!Dass das nicht nur Gerede war, konnte jeder Besucher mit eigenen Ohren und Augen vernehmen. Tekkno und Acid waren die Stichworte dieser Nacht.
In alter Tradition fand ich mich recht zeitig ein, um wieder von Anfang bis Ende volle Kanne dabei zu sein. Nachdem die ersten Bässe durch die Hallen schallten, gab es kein Halten mehr. Selbst am, vorm und um den Einlass herum tänzelten wir und sahen mit guter Miene einer tollen musikalisch mitreißenden Nacht entgegen. Doch nur schleppend füllten sich die alten Fabrikhallen.
Leider schwächelt nicht nur die Wirtschaft in der Krise, sondern auch die Feiergemeinschaft. Die wenigen tanzwütigen Gäste sammelten sich im Tekknofloor, welcher schnell rappelvoll und in Bewegung war – so ist man das gewohnt. Doch sobald man in ruhigere Bereiche der Porzelline trat, gab es ein ungewohnt übersichtliches Bild. Was es an Alternativen in Freiberg und Umgebung gab, weiß ich nicht. Zumindest im spezifischen Acid-Genre war mir selbst im weiteren Umkreis nichts bekannt. Sind die Leute alle übersättigt? Oder bei Grillfeten versackt?
Wer einmal in der Porzelline war, weiß doch welch netten Abend man dort verleben kann. Freundliche Bardamen, saubere sanitäre Anlagen, einladende Dekoration, Wohlgefühl, und nicht zuletzt natürlich drückende Anlagen und wohl gewähltes musikalisches Programm in einer beeindruckenden alten Fabrik.
Trotz alledem kann ich behaupten, dass musikalisch wirklich sehr gutes Niveau geboten wurde. Im Tekkno wurden mehrere Liveacts aufgefahren, darunter Leigh Johnson, Norris Terrify und auch Ridgway & Voorhees. Letztere haben sich seit ich sie das letzte Mal erlebt habe (außer im Tempo) deutlich gesteigert! Kein Gekloppe mehr, sondern schöner tief eindringender schiebender Tekkno – so muss das sein! Und obwohl die Beiden erst früh/spät dran waren, wurde noch ordentlich gesteppt!
Der Acid-Floor bot durchgängig Qualität und wurde ebenfalls durchweg gut besucht. Hier fand sich die teilweise etwas ältere so genannte Liebhaberfraktion wieder. Schöner Acid, herrliches Geschraube und Gequietsche brachte uns in Extase. Besonders hervorheben möchte ich den Whirl, ein Chemnitzer Urgestein, der zum Morgen hin noch wunderbare alte Klassiker aufgeboten hat. Einfach nur Abfahrt! Alte Zeiten wurden neu erlebt, ein wunderbarer Abschluss.
Schade war es, dass eine so tolle Party in einem so kleinen, fast familiären Kreis gefeiert wurde. Schade ist es, dass Bequemlichkeit oder vermeintliche Wirtschaftskrise die Leute daheim versacken lassen. Ich muss auch zugeben, dass ich musikalisch einfach übersättigt bin. Oft les ich ein Lineup und denke mir: „Oar nee, alles schon gehört, abgedroschen, nichts Neues, darauf habe ich keinen Bock!“
Kultur kostet nun einmal etwas Geld, aber was man – um mal wieder zurück zur Porzelline zu schwenken – für die läppischen paar Euro bekommt, ist unbezahlbar!
Bestimmte Klänge in bestimmten Umgebungen wirken nunmal viel tiefer als Konservenmusik daheim oder im Auto.
Ridgway&Voorhees schrieb:
Danke für die Blumen ;)
Sehr netter Review, sehn uns ja am We bis dahin… LG
Montag, 25. Mai 2009 | 19:56
Pfennigphuxer schrieb:
Das sparverhalten der leute kann einem echt auf den keks gehen. Es sind mindestens 15 Leute alleine die ich kenne nicht gekommen die ich da eigentlich 100 pro erwartet hätte.
Dienstag, 26. Mai 2009 | 16:45